Meine Firmung - bei uns dahoam

Von A. B.



Vor genau 50 Jahren hatte ich Firmung. Als Firmpatin wählte ich die junge Nachbarin aus. Eine andere Nachbarin hatte auch ein Firmkind. Mit dieser Frau fuhren wir zur Kirche, da meine Patin weder Auto noch Führerschein hatte. Den Firmunterricht machte der Pfarrer nach der Schule. Die Firmung ist ein heiliges Sakrament, das wir alle sehr ernst nahmen. Die Firmung fand nur in Wolfratshausen für die ganze Umgebung statt. Die große Kirche war voll besetzt. Der Altarraum war besetzt mit Priestern, Ministranten und dem Bischof. So ein großes kirchliches Fest hatte ich noch nie miterlebt.

Die Kleidung der Firmlinge war städtisch. Die Paten trugen Trachtenanzug und viele Frauen trugen ihr Hochzeitsgewand, das ist der „Schalk". Ich trug ein blaues Kleid mit weißem Kragen und einer weißen Schleife. Für meinen großen Tag durfte ich mir die ersten Seidenstrümpfe kaufen. Dazu musste ich einen Strumpfhalter tragen. Die Strümpfe wurden festgezogen, damit sie keine Falten machten. Die erste Laufmasche war bald zu sehen. Das war eine große Enttäuschung für die ersten Seidenstrümpfe. Es gab neue Unterwäsche, neue feine Schuhe und die erste Handtasche mit goldener Kette. Dazu trug ich auch noch weiße Handschuhe. Ich fühlte mich auch schon ein bisschen erwachsen. Die Haare wurden mir zu einem Dutt gemacht. Darüber wurde mir der Myrtenkranz gesteckt. Einen Fotoapparat hatten wir alle nicht. Darum mussten wir uns auf der Straße von einem Fotograf fotografieren lassen. Nach der Kirche fuhren wir mit dem Bus nach Tegernsee. Der wuchtige Wallberg vor uns und der große See mit den Schiffen – es war ein Erlebnis. Im Bräustüberl machten wir Brotzeit. Ich aß einen Schinkenteller mit Essiggurke und Breze. Den Schinken kannte ich nur vom Sehen und da durfte ich den ganzen Teller alleine essen. Es war ein sehr heißer Juni-Tag. Ich freute mich so auf meinen Firmungsausflug, dass ich alle Tage um schönes Wetter gebetet hatte. Ich war so christlich erzogen, dass ich wirklich geglaubt habe, das schöne Wetter hätte ich mir erbetet. Ich war so stolz auf mich, weil ich so ein christliches und braves Mädchen war. Alle Kinder lernten arbeiten, beten und sparen – drei gute Tugenden, die einen das ganze Leben begleiten.

Das wichtigste Geschenk meiner Patin war natürlich die erste Uhr, zudem bekam ich eine goldene Kette mit Kreuzanhänger. Eine Buttercremetorte, die sie vom Bäcker machen ließ, war auch sehr wichtig. Zum Geburtstag, Namenstag und Weihnachten bekam ich von meiner Patin Geschenke für die Aussteuer und fürs Leben, zudem eine Versehgarnitur. Zu Allerheiligen bekam ich einen Allerseelenzopf. Den Hefezopf schenkten alle Paten ihren Firmkindern. Mein Firmtag war einer meiner schönsten Kindertage.